Bordunseminar Augustin
Bordunseminar Augustin

Drehleier

Bei der Drehleier handelt es sich nicht, wie häufig aufgrund der Namensähnlichkeit mit der "Drehorgel" fälschlicherweise geglaubt, um ein Windinstrument, sondern um eine mechanische Geige. Die Saiten werden von einem Holzrad gestrichen und mit Tasten, den Tangenten, verkürzt. Für gewöhnlich verfügt eine Drehleier zumindest über eine Melodie-, eine Bordun- und eine Schnarrsaite, wobei letztere auf einem beweglichen Steg (dem "Hund"), der durch die vom Spieler gegebenen rhythmischen Drehimpulse vibriert und damit den typischen Schnarrton erzeugt.

 

Die Drehleier wurde im Hochmittelalter in Galizien im heutigen Spanien entwickelt. Sie dienten dort der Begleitung liturgischer Gesänge. Die damals verwendeten Instrumente ("organistrum" genannt) waren sehr groß und mussten von zwei Spielern bedient werden. Mit der Zeit entwickelte man jedoch kleinere Instrumente, die "symphonia" genannt wurden und von einer Person gespielt werden konnten. Aufgrund ihrer rechteckigen Form nennt man diese Drehleiern heute auch "Kastenleiern".

 

Die Drehleier verbreitete sich im Mittelalter in ganz Europa und stellte in vielen Kulturen ein wichtiges Instrument dar. In Zentralfrankreich ist sie neben dem Dudelsack ein weitverbreitetes Instrument, ebenso in Ungarn. In Österreich existierte die Drehleiertradition ohne Unterbrechung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Berühmt geworden ist Franz Schubert's Lied über den "Leiermann".

 

In der Renaissance der Borduninstrumente hat auch die Drehleier ihren berechtigten Platz wiedergefunden und erfreut sich in vielfältigsten Formen großer Beliebtheit.

Tonbeispiel: Drehleier in C
drehleier.mp3
MP3-Audiodatei [3.2 MB]
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© Sonja Vereno