Bordunseminar Augustin
Bordunseminar Augustin

Bockspfeife

Die Bockspfeife ist ein traditioneller Dudelsack aus dem slawisch-deutschen Grenzbereich. Sie zeichnet sich durch die Schalltrichter aus Rinderhorn sowie den häufig in Gestalt eines Ziegenkopfes geschnitzten Spielpfeifenstock aus. Der Bock verfügt eine Bordun- und eine Melodiepfeife, die beide mit Aufschlagzungen betrieben werden.

Der Bock entwickelte sich ursprünglich wahrscheinlich im Raum des heutigen Polens und der Lausitz. Eine der ersten Darstellungen des Instruments stammt aus dem namhaften Musiktheoriewerk "Syntagma Musicum" (1619) von Michael Praetorius. Im Laufe des 17. Jahrhunderts übernahmen deutsche Fürstenhöfe die Schäferromantik der französischen Könige und gaben dem Bock eine Position als rustikales, aber erwünschtes Instrument bei Festen und Jagden. In dieser Zeit wurde der Bock nach den höfischen Bedürfnissen weiterentwickelt, bis er im 18. Jahrhundert die heute noch verwendete Form erhielt.

 

Die Bockspfeife ist das jüngste Instrument in der österreichischen Dudelsacktradition. Sie erreichte ihre größte Popularität um 1700 und war bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Bestandteil des gängigen Volksmusikinstrumentariums und fand gelegentlich auch ihren Weg in die Werke namhafter Komponisten. Leopold Mozart schrieb in seiner "Bauernhochzeit" einen Part für die Bockspfeife, der Stuttgarter Hofmusiker Georg Weissmann widmete ihr sogar eine ganze Pastorelle. Gegen die um 1850 sich endgültig etablierenden Blasmusiken und das neu erfundene Akkordeon konnte der Bock jedoch nicht mehr antreten und geriet in Österreich in Vergessenheit.

 

In Böhmen jedoch pflegten Tschechisch- wie auch Deutschsprachige die Dudelsacktradition weiter, lange genug, um die österreichische Renaissance dieses Instruments in den 1980ern einzuleiten, die bis heute anhält.

Tonbeispiel: Böhmischer Bock in F-Dur
boehmischer_bock.mp3
MP3-Audiodatei [2.9 MB]
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© Sonja Vereno